Sonntag, 14. März 2010

Wissenschaftliche Fakten wie ein Hamsterheim beschaffen sein sollte

Scientific Facts About Hamster Homes --> Jump to English
ein Gastbeitrag von Userin Sini aus dem Hamsterforum

Da es sehr unterschiedliche Meinungen gibt wie man Hamster halten muß wollte ich mal ein paar Fakten ins Spiel bringen. Denn naturnahe Gehege sollten nicht nur optisch Natürlichkeit wiederspiegeln sondern auch den Ansprüchen eines Hamsters gerecht werden.

Manche Forscher sind zu dem Ergebniss gekommen, daß Hamster gar nicht als Heimtiere gehalten werden sollten weil man ihnen nicht die richtigen Bedingungen bieten kann.
Nun gibt es aber schon Hamster die in Gefangenschaft gehalten werden und Hamsterhalter die bemüht sind, ihrem Hamster ein schönes Leben auch in Gefangenschaft zu bieten. Alle diese Halter möchte ich mit diesem Beitrag zum Nachdenken anregen. Ich weiß, das es nicht immer einfach ist, ob vom Finanziellen oder vom Platz her usw., dem Hamster ein optimales Zuhause zu geben. Fühlt Euch durch diesen Beitrag nicht angegriffen sondern nutzt ihn als Anregung, wie man mit etwas Kreativität auch in kleinen Schritten dem Optimum etwas näher kommen kann.


In der Publikation Tierschutzproblematik in der Heimtierhaltung- was trägt die Forschung dazu bei?  von Andreas Steiger wird ab Seite 11 auf Hamster als Heimtiere eingegangen. Die wichtigsten Forschungsergebnisse sind übersichtlich zusammengefasst. Das Gitternagen wird als Verhaltensstörung und Zeichen unzureichender Haltungsbedingungen gesehen. Man hat also untersucht unter welchen Bedingungen die Tiere nur noch wenig oder gar nicht mehr am Gitter genagt haben. Als wichtigste Faktoren wurden ermittelt:
  • große Käfiggrundfläche
  • tiefes Einstreu
  • großes Laufrad
  • abwechslungsreiche und strukturierte Gehegeeinrichtung

Diese wurden in mehreren Studien untersucht:
Zumindest die (deutschsprachigen) Zusammenfassungen der jeweiligen Studien sollte sich jeder interessierte Hamsterhalter mal durchlesen, denn die Studien wurden durchgeführt damit wir unsere Art der Hamsterhaltung optimieren können.

Hier die wichtigsten Zitate aus den Studien:
Aus den Resultaten schliessen wir, dass ein Käfig von 10’000 cm2 [Anm.: 1m²] oder grösser für Goldhamster zu empfehlen ist. Die Käfige können zudem mit mehr Strukturen angereichert werden, so dass die Hamster mehr Beschäftigungsmöglichkeiten haben.
[K. Fischer, 2005] 

Minimale Platzansprüche als einziges Kriterium für die Eignung einer Unterbringung sind kaum ausreichend, die Umgebung sollte auch dazu stimulieren, natürliches Verhalten auszuleben.
[Hautzenberger, 2005] 

Aufgrund der im Verhaltensversuch gefundenen Daten scheint es sinnvoll, Goldhamstern unbedingt Käfige mit tiefer Einstreu anzubieten. Genaue Masszahlen anzugeben ist allerdings schwierig, da wir nur die drei verschiedenen Grössen 10 cm, 40 cm und 80 cm untersucht haben. Der Schweizer Tierschutz empfiehlt mindestens 30 cm. Wenn man Käfige zwischen einem halben und einem Meter Tiefe anbieten könnte, wäre das vermutlich insofern ideal, als die Bauten der wilden Goldhamster in etwa in diese Tiefe gebaut sind und diese Grössenordnung auch in unserem Projekt ausgenutzt wurde.
 [Hautzenberger, 2005]

Dann gibt es noch das Gutachten über Mindestanforderungen an die Haltung von Säugetieren (10. Juni 1996) vom deutschen Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft. In diesem Gutachten werden Zwerghamster mit allen mäuseartigen zu einer Gruppe zusammengefasst, es wird geraten größeren Tieren auch größere Gehege anzubieten aber syr. Hamster werden nicht speziell erwähnt.
Zitat:
Für kleinere Arten, wie etwa Zwerghamster, Hausmäuse, Streifenmäuse, Stachelmäuse, Baumwollratten, Käfige nicht unter 0,5 m² pro Gruppe.

Und bitte nie vergessen: Mindestgröße bedeutet nur das ist die unterste Toleranzgrenze, quasi "Hartz 4 für Hamster" - wenn irgend möglich sollte man die Tiere immer in größeren Gehegen halten!

Ein Gehege mit einer Grundfläche von 1m² oder größer und einem hohen Streuschutz der zumindest stellenweise mehr als 30 cm Einstreu ermöglicht, lässt sich im Fachhandel kaum beschaffen.
Man kann dies umsetzen wenn man sich an einen Eigenbau wagt. Wenn man handwerklich nicht so begabt ist, kann man zwei (gebrauchte) Aquarien kaufen und sie durch Heraustrennen von jeweils einer Seitenscheibe zu einem Verbund zusammenschieben (nach meiner Erfahrung braucht es dafür kein extra Silikon- wenn der Hamster nicht direkt über der Spalte seine Pinkelecke einrichtet bleibt das auch so dicht). Alternativ kann man sich auch bei einem Handwerksbetrieb ein Nagerterrarium mit diesen Eigenschaften bauen lassen wie schon hier im Blog beschrieben: Kommerziell erhältliche Nagerterrarien (15. Feb. 2010).

Leider habe ich keine Berichte gefunden in denen genauer ausgeführt wurde wie eine strukturierte Einrichtung optimalerweise aussehen sollte. In einer Publikation über die Haltung von Laborhamstern Comfortable Quarters for Hamsters in Research Institutions wird aufgezählt welche Kriterien die Einrichtung erfüllen soll: der Hamster soll die Umgebung erforschen, sich zurückziehen, klettern, nagen, graben, Nahrung suchen und horten können.

Beispiel für strukturierte Einrichtung (Gehege meines chinesischen Streifenhamsters Hämsti)

Sägespäne (staubfrei) und Weichholzgranulat werden als Einstreu empfohlen. In der Studie zur Käfigtiefe [Hautzenberger, 2005] wurde zusätzlich noch Heu und Stroh untergemischt.
Nistmaterial scheint für den Hamster ähnlich wichtig wie Nahrung und Wasser zu sein, Heu, Holzwolle und Papiertücher werden empfohlen. Da die Laborhamster nicht ausreichend graben konnten wurden ihnen Plastikröhren als Verstecke angeboten und es gab gute Erfahrungen damit.

Zusätzlich empfehlen wir, dem Goldhamster ein Sandbad zur Verfügung zu stellen, da es von allen Hamstern, unabhängig von der Käfiggrösse, sehr häufig genutzt wurde und für ihr Wohlbefinden von Bedeutung zu sein scheint.
 [Fischer, 2005] 



Aus eigener Erfahrung

Mittelhamster brauchen bestimmte Vorraussetzungen um richtige Gangsysteme anlegen zu können. Nicht alle Einstreusorten sind dafür geeignet. Wenn das Granulat zu krümelig ist halten keine Gänge. Das Streu darf nicht locker aufgeschüttet sein sondern sollte fest angepresst sein. Ich habe die besten Erfahrungen mit den Großgebinden von "Tierwohl Classic" gemacht.
Hamster nutzen gerne Einstieghilfen in die Unterwelt das können Häusschen ohne Boden sein die bis zum Dach im Streu versenkt sind oder Korkröhren die schräg in die Tiefe führen. Und wenn die richtigen Bedingungen geschaffen sind, wird man mit so einem Anblick belohnt:
Mein Hamster Tapsi in seinem selbstgegrabenen Bau

Sini, März 2010


Scientific Facts About Hamster Homes
a guest article by user Sini from the German Hamsterforum,
translation summary by tina

People have different opinions about how hamsters should be kept [note by tina: esp. in different countries]. This article sums up a number of scientific studies to bolster the discussion with facts. Natural hamster cages should not just look nice but also be species-appropriate for the hamster!

Several scientists came to the conclusion that hamsters should not be kept as pets at all since it is not possible to house them appropriately. But hamsters as pets are a fact and there are many hamster owners who try to give their hamster the best home possible. This article tries to give them hints on how to improve their hamster homes.

The scientific article "Tierschutzproblematik in der Heimtierhaltung- was trägt die Forschung dazu bei?" (The role of science for the animal welfare of pets) by Andreas Steiger states that bar chewing of hamsters is a stereotypy (abnormal behavior) and a sign of inadequate caging. There are several factors which affect whether hamsters chew bars and how much:
  • cage ground size
  • bedding depth
  • access to a good wheel
  • stimulating cage interior

There are several studies which investigate these factors in-depth:
Every hamster owner who really cares for their hamster should at least check out the abstracts of these studies as they were conducted so that pet owners can optimize their cages.

Here are the most imortant results from these studies:

For golden hamsters cage sizes of 10,000cm² (1 square meter, about 10 sq feet) or bigger are recommended. Cages with this size can also be furnished with more stimulating structures. 
(Fischer, 2005)


Cage size is not all - the habitat must also stimulate the hamster to show natural behavior. 
(Hautzenberger, 2005)


Golden hamsters should have cages with deep bedding. Swiss animal rights organizations recommend at least 30cm (~1ft) of bedding. Our experiments showed that golden hamsters used bedding depths of between 50cm and 1m (~1.5ft to ~3ft) which corresponds to their burrow depths in nature.
(Hautzenberger, 2005)


And then there is the "Gutachten über Mindestanforderungen an die Haltung von Säugetieren" (Report on Minimal Standards for the Housing of Mammals)  by the German Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft (Ministry for Consumer Protection, Nutrition and Agriculture) from 1996. This report mentions dwarf hamsters and mouse-like animals but does not specifically mention syrian hamsters. It states that:

Smaller species, like dwarf hamsters, house mice, striped mice, spiny mice, cotton rats and similar should be kept in cages of no less than .5 square meters (about 5 square feet) per group.


Don't forget: "minimal size" means just that - the minimum acceptable housing size for an animal. If at all possible you should give your hamster a bigger cage!

A cage with a size of 1m² (10ft sq) where you can put in more than 30cm (~1ft) of bedding can not be bought in a shop. You can build such a cage yourself, though, eg. by joining several large fish tanks.
 
Unfortunately, no publications about how to structure the cage exactly could be found. The article "Comfortable Quarters for Hamsters in Research Institutions" lists criteria for a good hamster home, though: the hamster should be able to explore its surroundings, hide, climb, dig, forage for and store food. (The first picture above shows an example of such an interior.)

The study recommends wood shavings as bedding which can also be mixed with hay and straw as in the study by Hautzenberger. Nesting material seems to be as important as food and water for a hamster, the study recommends hay, wood-wool and paper shavings (eg. bits of toilet paper).

Fisher also states that:

We recommend to offer a sand bath to golden hamsters as ist was used by all hamsters in the study and seems to be significant for their well-being.

From own experience

Golden hamsters need certain conditions to build burrows. The bedding must not crumble too easily - if it crumbles easily burrows will cave in. The bedding must be pressed down really hard. Hamsters also like to use pre-fabricated entrances, eg. a cork tunnel that leads into the bedding or a "subterranian" house without floor. Then you might see a picture like the second one above that shows Hamster Tapsi in his burrow.



-Sini, March 2010 (translation by tina_6500)

1 Kommentar:

  1. Dem Tier kann man nur gerecht werden, wenn man sein natürliches Leben ergründet und seine Sinnesorgane berücksichtigt. Wie ihr eben auch schreibt. Vielleicht findet ihr hier noch was Ergänzendes oder eine Inspiration:

    Unsere Hamsterin ist erst seit Sept 2010 bei uns uns nach unserem bisherigen Wissenstand haben wir folg. Aspekte umgesetzt:
    # Sehr empfindlicher Geruchssinn ("Nachbarhamster auf 2km Distanz..") = Wird berücksichtigt, indem wir in ihrem Territorium (ca 5qm in der Nacht) alle Materialien äußerst kritisch auswählen und mindestens selbst beschnüffeln..(Harze, Weichmacher, Duftstoffe, künstliche Aromen u.ä kommen nicht rein)
    #+ Sehr empfindliches Gehör und Fluchttier-Stresshormonpegel: = Großer unterirdischer Bau, den sie selbst gestaltet und ausschl. nach eigenem Willen verlässt. Drumherum gibt es eine Doppelwand, die mit Sand befüllt ist, um Schallenergie zu schlucken. Unser Tier wird nie gestört. Das Belüften ist jedoch ein Problem. Die Komplexität und Vielfalt des Lebensraumes ist selbstverständlich.
    #+ Biochronologie: In Syrien nimmt das Tier, Wetter und die Tageslichtlängen-Veränderung offenbar über das Fallrohr wahr = Unser Fallrohr (Karton mit innenliegender Hanfmatte) ist leider nur ca 25cm tief )
    #- Aktivität in der Natur ist u.a. räumliche u saisonale Erfahrungen aufzubauen, die das Zusammenstellen der Ernährung ermöglicht = Das ist kaum umzusetzen, aber wir verstecken wenigstens jedes Futter spezifisch an bestimmten Stellen. Je größer o. kalorienreicher, umso mehr muss sie graben oder laufen....(Die Tränke ist vom Fallrohr aus geschützt zu erreichen).
    #- Klettern, Radeln (D27cm), Graben, Orientieren ist gewährleistet, Orientierung ausbauen also Herumschnüffeln und Erkunden, leider nur ganz selten umsetzbar). Koordinationsform "Hindernissrennen in der Ebene" hat sie über mehrere Meter)
    #+ Der magnetische Kompasssinn wird berücksichtigt ( keine Trafos u.ä....) # Infrarot (Heizkörper) wird vermieden, # Bilderwahrnehmungsrate bedacht (kein 50Hz-Licht) sondern Akku-LED-Dämmerlicht)
    #+ Allgemein bestimmt sie die Kommunikation und Nähe.
    Das Territorium besteht aus 3 mobilen Modulen, die wir vom Schlafzimmer für die Nacht in den Flur fahren, wo wir ihr mehrere Quadratmeter freien Auslauf überlassen können. (Pexiglas-Abgrenzung)
    Dort wird sie manchmal besucht. Sie bestimmt, ob sie auf uns herumklettert und schmust. :) :) ,nimmt das Angebot aber eigentlich immer an. Wir scheinen ungefährliches Gelände zu sein ;) Vorsicht: Paarmal hat sie einen Satz gemacht, weil sie unnachvollziehbar erschrack (Pfefferkörnchen aus der Küche oder statische Entladung im Fleecepulli?) Das könnte zum Sturz führen!!
    Bis jetzt scheint alles fein: Sie ist fit, relaxt und zurzeit jedoch mglw. in der Winterruhe. Einmal nikte sie außerhalb des Baus in einem ihrer Außenposten ein ;) und in anderen Nächten wieselt sie heiter herum..
    #- Über die soll-Temperaturverhältnisse sind wir noch im Unklaren.
    Wir haben 18 Grad im Flur und im Schlafzimmer 16. In der Natur hätte sie 12 Grad Erdtemperatur aber über die Luftströmung (Konvektion) im natürlichen Bau war bisher nichts zu erfahren :(.
    #- Der tägl. Transport scheint sie nicht zu beschäftigen, da sie dabei früher zugesehen hat, als der Bau unfertig war.
    # Mäuseautobahnen um Löcher, wie auf einheimischen Wiesen sichtbar, haben wir bisher wenig umgesetzt, aber sie läuft ja auf einem weichen Teppich wie auf Lehm. Ineinanderpassende Heu-Kartons z.T. mit Handtuch überworfen, stellen wir ja auf. (Geht sekundenschnell)
    # Zur Beleuctung noch: In Syrien sind die Tiere morgens 6-8 und Nachm 16-19 Uhr aktiv ;)!

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